Im Rahmen des Geschichtsunterrichts von Frau Prof. Niederbacher betätigten sich die SchülerInnen der Klasse 1B zwei Monate lang als HistorikerInnen, indem sie verschiedenste Ereignisse der jüngeren Vergangenheit aufarbeiteten. Anhand der „Oral-History“ Methode interviewten die SchülerInnen Personen aus ihrem nahen und weiten Bekanntenkreis zu Ereignissen, die mitunter auch eine starke Zäsur in der jüngeren Vergangenheit darstellten. So wurden unter anderem Gespräche über die Auswirkungen der Euro-Einführung, der Digitalisierung und der Corona Pandemie geführt. Verschiedenste Firmengeschichten im Bereich des Baugewerbes, des Handels und der Gastronomie wurden aufgearbeitet, aber auch ein Lawinenabgang in Pfunders im Jahre 1950 wurde thematisiert. Eine Schülerin interviewte ihre Eltern, welche noch als Kinder unter den Repressalien des Kommunismus in Albanien aufgewachsen sind und nun die Vorzüge der Demokratie in Südtirol/Italien wahrscheinlich mehr als viele andere zu schätzen wissen. Nachkriegserfahrungen wurden in den Interviews angesprochen wie auch der Fall der Berliner Mauer. Dorfentwicklungen im Pustertaler Raum wurden nachgezeichnet, wie auch die Geschichte der „Puschtra Buibn“ Anfang der 1960er Jahre.
Bei dieser Unterrichtseinheit ging es vordergründig darum, die SchülerInnen für Vergangenes zu sensibilisieren und in ihnen ein Geschichtsbewusstsein zu entwickeln, d.h. eine individuelle Vergegenwärtigung von Geschichte, beeinflusst von Gegenwartserfahrungen und Zukunftserwartungen. Darüber hinaus sollten die SchülerInnen zu einem kritisch reflexivem Geschichtslernen befähigt werden, besonders aber sollte in den SchülerInnen das Interesse für die historische Bedingtheit von Gegenwart und Zukunft geweckt werden, welches weit über den Unterricht hinausgeht.
Nicht ohne Stolz präsentierten die SchülerInnen ihre Interviews in Video- und Manuskript-Form. Die Bewertung war für die SchülerInnen weniger wichtig geworden, mehr begeisterte sie das selbstständige Arbeiten an einem Thema der freien Wahl und dessen mediale Aufarbeitung. Im Sinne der Geschichtsdidaktik bereicherte die SchülerInnen der 1B die Kommunikation zwischen den Generationen, das Vorstellen von Entwicklungen und vor allem auch der Zugang zu einer anderen Form von historischem Denken und Lernen.