Am 11. März 2025 hatte die WFO Bruneck in der Mediothek einen besonderen Gast: Der renommierte Reisejournalist und Lehrer Helmut Luther besuchte die Klassen 3A und 3E, um über seine intensiven Recherchen und persönlichen Begegnungen mit den Hutterern in Nordamerika zu berichten. Mit einer Mischung aus spannenden Erzählungen, eindrucksvollen Fotos und interaktiven Diskussionen entführte er die Schülerinnen und Schüler in eine weitgehend unbekannte Welt und gab ihnen einen interessanten Einblick in das Leben dieser besonderen Glaubensgemeinschaft.

Foto: WFO Bruneck

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Wer sind die Hutterer?
Die Hutterer sind eine aus Mitteleuropa stammende, täuferisch-christliche Glaubensgemeinschaft, die im 16. Jahrhundert – von Jakob Hutter aus St. Lorenzen ausgehend - entstand und heute vor allem in Kanada und den USA lebt. Sie folgen einem strengen Glaubensprinzip, das auf Gemeinschaftssinn, schlichter Lebensweise und gemeinsamen Besitz basiert. Moderne Technologien werden oft nur eingeschränkt genutzt, und das tägliche Leben ist stark von religiösen Werten geprägt.
Hutterer verbieten Sport, Musik und Bilder
Ein markantes Merkmal beim streng konservativen Zweig der Hutterer ist das Verbot von drei Dingen: Sport, Musik und das Anfertigen von Bildern. Diese Verbote haben tief religiöse und gemeinschaftliche Hintergründe:
- Sport wird als eine Form des individuellen Wettbewerbs gesehen, der das Prinzip der Gleichheit und Gemeinschaft stören könnte.
- Musik gilt als potenzielle Ablenkung von der spirituellen Konzentration und könnte weltliche oder egoistische Gedanken fördern.
- Das Verbot von Bildern basiert auf dem biblischen Gebot, sich kein Bildnis zu machen, und dient dazu, Eitelkeit und Selbstverherrlichung zu vermeiden.
Eindrücke aus erster Hand
Helmut Luther berichtete von seinen persönlichen Erfahrungen während seines mehrmonatigen Aufenthalts bei den Hutterern. Besonders faszinierend war seine Schilderung des Alltagslebens:
- Arbeit: Die Hutterer organisieren ihre Arbeit gemeinschaftlich und setzen auf kollektiven Besitz.
- Schulbildung: Der Unterricht wird nach hutterischen Prinzipien gestaltet, wobei großer Wert auf Religion und Gemeinschaft gelegt wird.
- Rollenverteilung: Männer und Frauen haben festgelegte Aufgaben, die sich nach den traditionellen Werten der Gemeinschaft richten.
Mit einer Vielzahl an Fotos, die das Leben in den Kolonien dokumentieren, veranschaulichte er die besonderen Lebensumstände der Hutterer und machte sie für die Schülerinnen und Schüler greifbar.
Ein Gegenmodell zur modernen Gesellschaft?
Ein zentrales Thema Luthers Vortrags war die Frage, inwieweit das abgeschottete Leben der Hutterer ein Gegenmodell zur modernen Gesellschaft darstellt. Während die meisten Menschen in einer individualistisch geprägten Gesellschaft leben, setzen die Hutterer auf ein gemeinschaftliches Lebensmodell, das auf gegenseitiger Unterstützung und Gleichheit basiert. Gleichzeitig zeigte er auf, dass sich auch die Hutterer anpassen müssen und beispielsweise in manchen Bereichen moderne Technik und im Büro in Geschäftssachen auch PC und Internet nutzen, um wirtschaftlich überleben zu können.
Interaktive Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern
Besonders lebendig wurde die Veranstaltung durch die aktive Teilnahme der Schülerinnen und Schüler. Helmut Luther stellte ihnen viele Fragen und regte sie immer wieder zum Mitdenken an. Dabei wurde insbesondere die Bedeutung der Gemeinschaft hervorgehoben. Ein zentrales Thema war der Unterschied zwischen einem gemeinschaftsorientierten Leben wie bei den Hutterern und der stark individualisierten modernen Gesellschaft. Luther zeigte auf, dass viele Hutterer bewusst auf Selbstinszenierung und Ego-Kultur verzichten – ein spannender Kontrast zur heutigen Welt, in der Selfies und persönliche Selbstdarstellung eine große Rolle spielen.
Ein lehrreicher und faszinierender Einblick
Die Veranstaltung mit Helmut Luther war für alle Beteiligten eine spannende und lehrreiche Erfahrung. Sie ermöglichte den Schülerinnen und Schülern nicht nur, eine unbekannte Lebensweise kennenzulernen, sondern auch, über die eigenen Werte und Vorstellungen nachzudenken.