Das Thema dieses Stückes ist keine leichte Kost: Darf eine Ärztin oder ein Arzt einem Menschen, der nicht mehr leben möchte, zum Sterben verhelfen? Ja oder Nein? Diese Frage wurde uns am Ende der Theateraufführung „Gott“ von Ferdinand von Schirach durch die Vereinigten Bühnen Bozen gestellt.
Richard Gärtner, ein psychisch und physisch vollkommen gesunder 78-jähriger Rentner, sucht ärztliche Hilfe, um sein Leben zu beenden. Der Tod seiner über alles geliebten Frau hat sein Leben so stark verändert, dass ihm die Lust und die Freude am Leben, das Glücklichsein, die Freiheit, das Wohlbefinden und das Wertvolle vergangen sind. Einfach gesagt hat das Leben für ihn keinen Sinn und keine Bedeutung mehr.
Im Stück nehmen ein Rechtsanwalt, eine Juristin, eine Vertreterin der Ärztekammer sowie ein Bischof zum Thema Stellung. Die menschliche Autonomie, die Selbstbestimmung und die ethische Frage stehen dabei im Mittelpunkt, jedoch gehen die Meinungen der Experten sehr stark auseinander.
Durch Sterbehilfe haben wir unser Leben zwar selbst in der Hand, aber tragischerweise nicht mehr das unserer Mitmenschen. Der Tod mag bei Krankheit, Trauer oder Depressionen erlösend wirken, doch wird durch solche Entscheidungen nicht gleichzeitig auch der lange Trauerweg der Liebsten erschwert ? Ist es wirklich nötig, diese Welt zu verlassen, und damit die Nahestehenden mit von Schmerzen gezeichneten, traurigen Gesichtern hinter sich zu lassen, nur um selbst nicht mehr leiden zu müssen? Das Theaterstück hat viele Fragezeichen in den Köpfen der Zuschauer hinterlassen. Fragen über Themen, die sonst nicht gerne erwähnt und schon gar nicht gerne überdacht werden. Meine Meinung bezüglich Sterbehilfe war schon immer klar. Grundsätzlich denke ich, dass jedes Problem, jede Krankheit und jede depressive Phase, auch wenn sie noch so schwerwiegend erscheinen mag, gelöst werden kann. Auch wenn die Hoffnung oft nur noch ein kleines Licht in einer Welt voller Schatten ist, kann die Flamme noch lange brennen und nicht dem Leben, sondern der Dunkelheit ein Ende setzen. So viele Probleme können durch Gespräche, durch ein Lächeln oder durch eine Umarmung gelöst werden. Trotz meiner klaren Meinung fiel es mir schwer, am Ende eine Entscheidung zu treffen. Die Frage war, ob Herr Gärtner, ein völlig gesunder Mann, der sich aber ohne seine verstorbene Frau nicht mehr vollkommen fühlt, seine ersehnte Sterbehilfe erhalten soll. Nach langem Hin- und Her bin ich trotzdem zu einem Entschluss gekommen. Selbst wenn ich mir sicher war, eine sichere Einstellung zum Thema zu haben, hat das Theaterstück durch das Aufzeigen der verschiedenen Positionen, ein Gedankenchaos in mir verursacht.